Bad Steben –
Die Corona-Krise macht Reisen derzeit nahezu unmöglich. Noch ist auch nicht abzusehen, wann man innerhalb Deutschlands wieder bedenkenlos Urlaub machen kann. Doch wenn es soweit ist, warten im Frankenwald viel Natur, Wellness und Bergwerkstradion auf einen.
Holger Schramm könnte als Förster durchgehen, wie er so dasteht im Kurpark von Bad Steben. Bart, Wanderschuhe und Fleecejacke in Naturtönen. Doch Schramm ist Naturcoach». Einer, der Vogelstimmen erkennt – und der Bäume umarmt.
Das Waldbaden heißt in Japan Shinrin-Yoku und ist dort als medizinische Anwendung anerkannt. In Oberfranken hält es mancher für eine Spinnerei. Andere lassen sich darauf ein.
Mit ruhiger Stimme leitet Schramm die Städter an, sich den Bäumen zu nähern, sie anzufassen. Der gelernte Mediengestalter litt irgendwann an Burnout – und stieg aus. Jetzt lebt er mit der Natur und zeigt gestressten Kurgästen und anderen Besuchern, wie man entspannt.
Ein Heilbad mit Geschichte
In Bad Steben ist dafür viel Raum, viel Landschaft. In den goldenen Kur-Jahren war das Heilbad gut besucht, vor allem Rheuma-Patienten kamen hierher. Auch heute noch herrscht reger Kurbetrieb, obwohl die Patienten ihre Behandlungen nun selbst zahlen. Denn in Bad Steben gibt es einen natürlichen Schatz: Radon.
«Die leichte Strahlung regt die Zellen an, stimuliert das Immunsystem und aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers», erklärt Gerhart Klein, der seit mehr als 30 Jahren zum Radon forscht. Das Edelgas, leicht radioaktiv, findet sich nur an wenigen Stellen in Europa.
Doch nicht nur Radon kommt in dem nördlichsten bayerischen Staatsbad ganz natürlich vor, sondern auch Kohlensäure und Moor. Für Patienten ist die Kombination praktisch, denn sie kann zur Schmerzlinderung zahlreicher Beschwerden eingesetzt werden.
Als Kurort blickt Bad Steben auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück. Das Kurzentrum mit seiner Säulenwandelhalle wurde von Hofbaumeister Leo von Klenze erbaut, der auch das Stadtbild von München mit seinen Werken geprägt hat.
Bad Steben ist sportlich
Kurpark, Kurzentrum, Kurkonzerte: Vieles klingt nach Krankheit in Bad Steben, doch so ist es nicht. Man sieht viele fitte Menschen jeden Alters durch den Kurpark gehen, walken und rennen.
Besonders beliebt ist tatsächlich das Wandern. Die Wege im Frankenwald sind gut ausgeschildert. Das müssen sie auch – denn der Wald schmückt sich mit dem Titel «Qualitätsregion Wanderbares Deutschland». Es gibt 32 «Frankenwaldsteigla», Wege von 5 bis 18 Kilometern Länge. Ambitionierte können sich auf den vielen Etappen des 242 Kilometer langen Frankenwaldsteigs vergnügen.
Humboldt kümmerte sich um den Bergbau
Auch ein Berliner Adeliger ließ sich einst in Oberfranken nieder. Wobei, wirklich niedergelassen hat sich der Universalgelehrte Alexander von Humboldt (1769-1859) nicht, er war eine eher rastlose Persönlichkeit. Immerhin erkundete er unter anderem den amerikanischen Kontinent.
Doch bevor sich Humboldt aufmachte in die Welt, war er Oberbergmeister im Fürstentum Bayreuth, das zu Preußen gehörte. Sein Auftrag war, den Bergbau im Frankenwald und im Fichtelgebirge auf Vordermann zu bringen. Abgebaut wurden Gold, Silber, Nickel, Zinn und Eisen – und in Lotharheil der Schiefer.
Besuch im Bergwerk, Schiefer überall
Urlauber können heute noch einige der Wirkungsstätten Humboldts besuchen. So ist der Friedrich-Wilhelm-Stollen in Lichtenberg heute ein Besucherbergwerk. Vor 200 Jahren war er das modernste Bergwerk der Region und diente zur Entwässerung anderer Stollen in der Nähe. Außerdem wurden Eisen und Kupfererz abgebaut.
In Lotharheil wird bis heute Schiefer abgebaut, der teils hunderte Millionen Jahre alt ist. Wer durch die kleinen Orte des Frankenwaldes spaziert und fährt, sieht Schieferkacheln an den Häusern und auf den Dächern – das Material war schließlich immer da. Genauso wie das Radon, die Kohlensäure und das Moor. Und die unberührte Natur, an der sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht so viel geändert hat.
Wer der großen Stadt oder der Hektik des Alltags entfliehen will, kann das in Bad Steben ohne große Anstrengung tun. Und ab und zu einen Baum umarmen.
Informationen: Bayerisches Staatsbad Bad Steben, Badstraße 31, 95138 Bad Steben, 09288/74 70, E-Mail: info@bad-steben.de, www.bad-steben.de).
Fotocredits: Verena Wolff,Verena Wolff,Maria Setale,Verena Wolff,Verena Wolff,Verena Wolff,Verena Wolff,Verena Wolff,Manfred Jahreiss,Maria Setale
(dpa/tmn)