Kühlungsborn – Birgit Grote betrachtet die Dinge nüchtern. Die Kühlung sei eine Endmoräne, sagt die Wanderführerin aus
Kühlungsborn. Während der letzten großen Eiszeit ist hier ein Gletscher zum Stillstand gekommen.
Wander-Klassiker
Manche sagen jedoch, es handelt sich um das kleinste Mittelgebirge in Norddeutschland. Die Landschaft ist mehrmals in der Woche das Ziel geführter Wanderungen. Der Klassiker ist eine 16 Kilometer lange Strecke, bei der Grote sich der Kühlung in einem großen Bogen von Nordwesten her nähert. Vier bis fünf Stunden sollte man veranschlagen.
Auf den ersten Kilometern folgt die Strecke dem Europäischen Fernwanderweg E9 und durchquert am westlichen Ortsausgang von Kühlungsborn ein Neubaugebiet. Früher war hier ein Grenzbataillon der DDR stationiert. Die verbliebenen Bunker dienen Fledermäusen als Winterquartier. Beim Riedensee, einem seltenen Strandsee, der nur durch Dünen von der Ostsee getrennt ist, gabelt sich der Weg. Ab hier geht es landeinwärts, am Naturschutzgebiet Riedensee entlang.
Kiebitz, Rotschenkel und Bartmeise
«Die Kernzone ist für den Menschen tabu», sagt Grote. Bodenbrüter wie Sandregenpfeifer, Kiebitz, Rotschenkel oder Bartmeise sollen nicht gestört werden. Nur die Wildschweine nehmen darauf keine Rücksicht.
Der Weg führt durch eine offene Kulturlandschaft: links eine lange Reihe alter Kopfweiden und ein kleiner Bruchwald, rechts Rapsfelder und Ackerflächen. Auf ihnen müssen Landwirte immer wieder Findlinge zur Seite räumen, die der Gletscher hier abgelegt hat.
Leuchtturm von Bastorf
Der Leuchtturm von Bastorf markiert das Etappenziel. Nun kann auch Birgit Grote nicht anders, als in Superlativen zu sprechen. Denn dieser Turm ist nicht besonders groß – 20,8 Meter, um genau zu sein. Doch er ist höher als jeder andere in Deutschland, jedenfalls topografisch gesehen. Er steht auf dem 78,8 Meter hohen Bastorfer Signalberg. Und so strahlt das höchste deutsche Leuchtfeuer in einer Höhe von 95,3 Metern. Das reicht, um Schiffe in der Einfahrt zur Wismarer Bucht vor der Sandbank Hannibal zu warnen, seit 1878 schon.
Zu DDR-Zeiten galt der Turm als militärisches Objekt und durfte nicht betreten werden. Heute kommen Urlauber wie Einheimische, um die Aussicht und die Schoko-Sanddorn-Sahne-Torte im Café nebenan zu genießen. Von der schwärmte auch schon Birgit Grote.
Apropos Superlative: Kein anderer Leuchtturm in Deutschland steht weiter von der Küste entfernt. Bis zur Seebrücke von Kühlungsborn sind es Luftlinie vier Kilometer.
Durch den Wald der Kühlung
Zeit für den Rückweg. Der führt durch den Wald der Kühlung. Grote wählt einen Trampelpfad am nördlichen Waldrand, der von knorrigen Heimbuchen gesäumt wird. Der «Panoramaweg» trägt seinen Namen aus gutem Grund, gibt er doch immer wieder den Blick frei auf Kühlungsborn und die Ostsee. Im Frühsommer taucht der Raps die Landschaft in ein leuchtendes Gelb.
Die Wanderführerin bietet unterschiedliche Touren durch die Kühlung an. Zu ihren Zielen gehört auch der Diedrichshagener Berg, mit knapp 130 Metern die höchste Erhebung in der Kühlung. Insgesamt zehn Berge – wenn man sie denn so nennen will – messen mehr als 100 Meter.
Erst bei Hanstorf, einem Dorf südlich von Bad Doberan, läuft dieses Mittelgebirge in Miniaturformat sanft aus.
Kühlungsborn und die Kühlung
Anreise: Mit dem Zug oder Fernbus bis zum Rostocker Hauptbahnhof, dann ab ZOB mit Buslinie 121 in 70 Minuten bis Kühlungsborn. Mit dem Fernbus ab Berlin, Leipzig und Dresden direkt nach Kühlungsborn.
Übernachtung: Es gibt rund 18.000 Gästebetten in allen Kategorien in Kühlungsborn, von Campingplatz über Ferienwohnung bis hin zum Vier-Sterne-Haus. Doppelzimmer in einer Pension ab etwa 80 Euro, im Hotel ab etwa 100 Euro pro Nacht (Hauptsaison). Ähnliche Preise für strandnahe Apartments. In der Nebensaison deutlich günstiger.
Informationen: Touristik-Service-Kühlungsborn GmbH, Ostseeallee 19, 18225 Kühlungsborn, Tel.: 038293/84 90, E-Mail: info@kuehlungsborn.de.
Fotocredits: -,Wolfgang Stelljes,Rajko Grawert,Ulrike Pawandenat,Wolfgang Stelljes,Wolfgang Stelljes,Wolfgang Stelljes,Wolfgang Stelljes,Ulrike Pawandenat
(dpa/tmn)