Wiesbaden – Von der Bergstraße über Frankfurt und den Rheingau bis zum Herkules in Nordhessen – Hessen hat touristisch einiges zu bieten. Hier ein Überblick über die verschiedenen Regionen und ihre Bemühungen, Touristen anzulocken:
– Frankfurt: Knapp zehn Millionen Übernachtungen hat die städtische Vermarktungsgesellschaft «Tourismus+Congress» im Jahr 2019 gezählt. Etwa 70 Prozent davon seien aber auf Geschäftsreisen zurückzuführen. Seit 2018 hat Frankfurt eine neue Attraktion: «Die neue Altstadt ist ein Riesenmagnet», sagt Tourismus-Sprecherin Ines Philipp. In der Hauptsaison gebe es bis zu 60 Führungen pro Wochenende. Auch große Ausstellungen wie etwa über Vincent van Gogh im Städel zögen Kultur-Interessierte an. Hinzu kommen Veranstaltungen wie der Weihnachtsmarkt oder das Museumsuferfest.
– Rhön: Das Mittelgebirge im Drei-Länder-Eck von Hessen, Bayern und Thüringen gilt landschaftlich als eine der reizvollsten Regionen im Land. Anziehungspunkt für viele Tagesgäste und Urlauber ist die 950 Meter hohe Wasserkuppe in Gersfeld. Hessens höchster Berg ist besonders bei Flugsportlern beliebt. Im Winter ist er auch Ziel von Wintersportlern – wenn denn genug Schnee liegt. Auf der Wasserkuppe neigt sich der Bau eines prämierten Feriendorfs dem Ende zu. Spätestens im Frühjahr 2020 soll die Errichtung und der Innenausbau aller 14 Häuser abgeschlossen sein. Fernab des touristischen Trubels auf Hessens höchstem Berg genießt die
Rhön auch bei Wanderern und Natursportlern einen sehr guten Ruf. Das
Unesco-Biosphärenreservat Rhön wurde zudem als
Internationaler Sternenpark anerkannt.
– Rheingau: Besuchermagnete in der von Rhein und Reben geprägten Region sind das Kloster Eberbach, die Schlösser Johannisberg und Vollrads sowie das Niederwald-Denkmal und die Drosselgasse in Rüdesheim. Sie zählen zu den bundesweit meistbesuchten Sehenswürdigkeiten, auch für Schiffstouristen. Das Rheingau Musik Festival im Kloster Eberbach bei Eltville gilt zudem als Treffpunkt für Klassikfreunde aus ganz Deutschland. Die Konzerte finden auch in umliegenden Kirchen und Weingütern statt. Auch die Burghofspiele Rheingau locken mit Kammermusikformationen, namhaften Orchester und Klavierkonzerten zu einem Besuch ein.
– Mittelhessen: Entlang der
Lahn in Mittelhessen gibt es einige Burgen, Burgruinen und Schlösser. Diese seien als Besuchsziele in der Region nachgefragt, sagt Ulrike Petersen, Sprecherin des Lahntal Tourismus Verbandes. Die Kombination aus Aktivurlaub und Historie komme an. «Die Gäste wollen nicht nur wandern, radeln oder paddeln, sondern auch Besonderheiten am Wegesrand erleben.» Entsprechend gehört zum Konzept des Verbandes, explizit auf die kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten an der Lahn hinzuweisen.
Ein Anziehungspunkt in der Region ist das
Marburger Landgrafenschloss. Es gehöre zu den wichtigsten touristischen Säulen in der Uni-Stadt, berichtet Klaus Hövel, der Geschäftsführer der «Marburg Stadt und Land Tourismus»-Gesellschaft. Dazu zählten außerdem die Elisabethkirche oder die Altstadt. Die meisten Übernachtungen im Lahntal – 18 Prozent – entfielen nach Zahlen des Tourismus-Verbandes für 2018 auf Marburg. Insgesamt gab es in dem Jahr in der Region etwa 2,5 Millionen Übernachtungen. Die Gäste blieben im Schnitt 2,4 Tage.
– Südhessen: Historische Fachwerkhäuser, Schlösser, Nibelungen-Erzählungen und Welterbestätten gibt es für Touristen an der
Ferienstraße Bergstraße zwischen Darmstadt und Heidelberg. Hier können Urlauber wandern, radfahren oder erkunden, wie im Mittelalter gelebt wurde. Einer der Leuchttürme ist das Unesco-Weltkulturerbe Kloster Lorsch, das 764 gegründete spätere Reichskloster Kaiser Karls des Großen. Die Stadt will künftig die Kulturangebote mit anderen Highlights verbinden und in der Tourismusbranche noch stärker mit kurzfristig buchbaren, individuell zugeschnittenen Angeboten punkten. Auch die Mathildenhöhe in Darmstadt gehört zu den Magneten. Hunderttausende besuchen das Jugendstilensemble jährlich. In der Stadt hofft man Mitte des Jahres für das Areal mit mehreren Gebäuden auch auf die Aufnahme ins Unesco-Welterbe.
– Nordhessen: Seit der Bergpark Wilhelmshöhe 2013 von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt wurde, hat der Tourismus dort stark zugenommen. «Bergpark, Herkules und die Gemäldegalerie sind unsere Leuchttürme», sagt Lena Pralle, Sprecherin der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk). Die Kooperation mit Marketinggesellschaften des Landes und der Stadt Kassel ermögliche die Ansprache internationaler Touristen. Im vergangenen Jahr kamen 850.000 Menschen in den Bergpark. Der Edersee zieht dagegen pro Jahr drei bis vier Millionen Tagesgäste an, es gibt rund 700.000 Übernachtungen. Die Ferienregion, zu der auch der Diemelsee und der Skiort Willingen gehören, wirbt international vor allem in den Benelux-Ländern Belgien, Niederlanden und Luxemburg. Angesprochen werden potenzielle Touristen im Internet, in sozialen Medien und auf Messen.
Fotocredits: Andreas Arnold,Andreas Arnold,Swen Pförtner,Frank Rumpenhorst,Boris Roessler
(dpa)