Frankenheim – Am «Eisenacher Haus» auf dem Ellenbogen, einer der höchsten Erhebungen Thüringens, treffen sich mehrere Wanderwege. Einer führt bis nach Eisenach, einer über den Höhenzug der Rhön, ein weiterer verbindet die Bahnhöfe Fulda und Meiningen.
Sascha Sücker, Hoteldirektor im «Eisenacher Haus», schwärmt von einem «Mekka der Wanderwege». Doch die meisten Gäste in seinem Biergarten wandern nicht. Sie gehen nur ein paar Schritte zum Gipfel und besteigen die Aussichtsplattform Noahs Segel. Überhaupt könnte mehr los sein im Hotel «Eisenacher Haus». «Übers Jahr gesehen liegt die Auslastung bei nicht mal 30 Prozent», erzählt Sücker.
Große Ambitionen
Wenn es nach Thorn Plöger geht, wird sich das bald ändern. Der Geschäftsführer der Tourismusvermarktung Rhön GmbH will die Rhön zu Deutschlands bekanntestem Mittelgebirge machen, durch Messeauftritte, Werbung – und Überzeugungsarbeit vor Ort. «Die Vermieter müssen sich auf Kurzurlauber einstellen und online buchbar sein.»
Sascha Sücker muss diese Hürde nicht mehr nehmen. Der gebürtige Berliner arbeitete als Suchmaschinen-Manager, als er zum ersten Mal von der Rhön hörte, einem ausgedehnten Mittelgebirge am «Grünen Band», der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Und von der Geschichte des «Eisenacher Hauses». Erbaut vom Rhönklub Eisenach wurde die Wanderherberge nach dem Zweiten Weltkrieg erst Ferienheim der DDR-Gewerkschaft, dann Horchposten der Staatssicherheit – und nach der Wende Tagungs- und Wanderhotel. Sückers Frau und sein Schwager pachteten das Hotel von einem Investor aus Österreich.
«Hier hat man seine Ruhe», sagt Sücker. Für die Region ist das Segen und Fluch zugleich. So gibt es am Fernwanderweg Hochrhöner zu wenige Unterkünfte. Ein Problem, das Fahrdienste der Hoteliers lösen.
Eine Art Zelt aus Holz
Zukünftig sollen aber auch Rucksackwanderer in Schutzhütten übernachten dürfen, so eine Idee der Rhön GmbH. «Wir bauen eine Butze, eine Art Zelt aus Holz mit Biotoilette, davor das Schild: Hier dürfen Sie im Holz schlafen», erklärt Plöger.
Dieter Klein ist skeptisch: «Das wird nicht reichen. Wer eine Region bekannt machen will, muss sie ständig bewerben und einen langen Atem beweisen», sagt der Geschäftsführer von Kleins Wanderreisen. Der Reiseveranstalter vermittelt jährlich rund 250 Gäste ohne Gepäck auf den Hochrhöner. Viel Luft nach oben sieht Klein nicht.
Klein ist den Hochrhöner selbst gelaufen. «Die vielen Ausblicke über die offenen Höhen haben mir gut gefallen», sagt er. «Dass man durch drei Bundesländer wandert, wissen nicht alle.» Aber: «Der Gast wünscht sich alle acht Kilometer eine Einkehrmöglichkeit, da hapert es in der Rhön noch.»
Besucherzentrum Arche Rhön
Gute Aussicht bieten zwar auch Noahs Segel und sein Pendant, das rund fünf Kilometer entfernte Besucherzentrum Arche Rhön – verbunden durch einen 18 Kilometer langen Entdeckerpfad Hohe Rhön mit kindgerechten Infostationen. Doch nur wenige Familien entdecken den Weg wirklich. Anders das Bild auf der Wasserkuppe, Hessens höchster Erhebung: ein Schilderwald, Freizeitparks zum Klettern und Rodeln.
Bisher besuche vor allem die bürgerliche Mitte die Rhön, sagt Plöger. Jetzt werde das sozialökologische Milieu beworben. Menschen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist. Im Biergarten des «Eisenacher Hauses» wird der Kaffee derweil in Plastikbechern gereicht. Es gibt noch viel zu tun in der Rhön.
Rhön
Anreise: Mit der Bahn nach Fulda, von dort weiter mit dem Bus über Hilders nach Tann oder mit dem Regionalzug nach Gersfeld und dem Bus zur Wasserkuppe. Alternativ mit dem Zug bis nach Eisenach und weiter mit dem Wanderbus Rhönkurier/Linie 110 nach Tann. Bahnstationen befinden sich auch in Bad Neustadt, Meiningen und Bad Kissingen.
Informationen: Rhön GmbH – Gesellschaft für Tourismus und Markenmanagement, Rhönstraße 97, 97772 Wildflecken-Oberbach (Tel.: 09749/93 00 80 0, E-Mail: info@rhoen.de).
Fotocredits: Wolfgang Fallier,Mathias Schmidt,Marcus Schütz,Manfred Hempe,Holger Leue,Wolfgang Fallier,Jens Hauspurg,Deike Uhtenwoldt,Deike Uhtenwoldt,Rhön GmbH
(dpa/tmn)