Eine Deutschlandtour in vier Jahreszeiten

Berlin – Am Ende fahren viele Urlauber zwar im Sommer doch wieder an die See und im Winter in die Berge. Deutschland bietet aber eine Menge mehr. Eine Deutschlandtour im Jahreszyklus führt zu Urlaubsklassikern und unbekannten Orten.

– Frühling:

Für Liebhaber der Blütenpracht ist der Frühling die perfekte Reisezeit – zum Beispiel für einen Besuch in der Pfalz. Hier taucht die Mandelblüte eine ganze Landschaft in zartes Rosa, verspricht die zuständige Tourismusagentur. Zwischen März und April öffnen sich die Knospen, in dieser Zeit steigen auch die
Pfälzer Mandelwochen.

In der Eifel wiederum zeigen sich meist im April Millionen wilder Narzissen. Nahe Monschau, einer kleinen Stadt südlich von Aachen, führt die Narzissenroute mitten durch dieses Naturschauspiel.

Nicht ganz so zart kommt die Bärlauchblüte daher. Der Wald im
Nationalpark Hainich bei Eisenach werde in der Zeit mit einem feinen Knoblauchduft erfüllt, heißt es auf der Webseite des Parks.

In Niedersachsens Mooren blüht ungefähr zwischen April und Juni das Wollgras. Besonders gut lässt sich das etwa bei einem Spaziergang im Pietzmoor im Süden der
Lüneburger Heide beobachten.

Und im Zwillbrocker Venn im Münsterland lassen sich während der Brutzeit im April und Mai bis zu 50 wilde Flamingos beobachten. Die Kolonie der rosa Vögel ist Namensgeber der 450 Kilometer langen
Flamingoroute für Radler.

– Sommer:

Nord- und Ostsee locken mit weitläufigen Stränden und Seeluft. Doch auch weit abseits der Küsten warten Badeorte, zum Beispiel im Ländereck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Alte Braunkohle-Tagebaugebiete wurden dort geflutet und in Seelandschaften umgewandelt. Allein rund um Leipzig liegen neun Badeseen.

Deutlich bekannter als Binnenbadeziel ist die
Mecklenburgische Seenplatte mit ihrem Zentrum Waren an der Müritz. Nach Angaben des Landestourimusverbandes gibt es in der Region 200 Naturbadestellen.

Rund 3000 Badeseen soll es in Brandenburg geben. Einem verhalf der Schriftsteller Theodor Fontane zur Berühmtheit: «Der Stechlin» hieß sein letzter Roman, benannt nach dem
Stechlinsee, der mit einer Sichttiefe von bis zu sieben Metern gut zum Tauchen geeignet ist.

Eine Spur Island gibt es zwischen Rhein und Eifel zu finden. Nahe Andernach in Rheinland-Pfalz sprudelt etwa alle 100 Minuten ein großer
Kaltwassergeysir und bringt Abkühlung an heißen Tagen.

Rund 80 Kilometer weiter flussaufwärts lockt eine Weinbergtour der besonderen Art: In Rüdesheim im Rheingau fährt eine Gondel den Berg hinauf. Von dort geht es zu Fuß weiter. Der Spaziergang mit Blick auf das Rheintal führt bis zur Niederwald-Bahn. Hier fährt ein Lift hinab nach Assmannshausen. Mit dem Schiff geht es zurück nach Rüdesheim.

Wer im Sommer einen Kurztrip nach Hamburg macht und sich nach Abkühlung sehnt, kann den Elbstrand bei Övelgönne im Stadtteil Altona ansteuern. In Berlin sorgt eine Radtour in den Südwesten für Entschleunigung, zum Beispiel entlang der neuen
Dahlem-Route.

Wildnis gibt es im Schwarzwald. In Trekkingcamps können Wanderer dort zwischen den Bäumen ihre Zelte aufschlagen, eine Feuerstelle und eine Komposttoilette sind der einzige Komfort.

– Herbst:

Der Blick auf die Saarschleife ist ohnehin atemberaubend. Zeigen sich die Blätter der Wälder entlang der Flussbiegung im Herbst aber in bunten Farben, so ergibt das ein ganz spezielles Panorama – besonders am Morgen, wenn die Sonne aufgeht und Nebel von der Saar aufsteigt.

Generell kann nicht nur Kanada «Indian Summer». Von den Talsperren der Eifel und des Bergischen Landes im Westen bis hin zum Buchenwald im brandenburgischen Grumsin im Osten regt das Farbenspiel der Natur viele Urlauber und Tagesausflügler zu langen Waldspaziergängen an.

Die Buchen in dem Brandenburger Unesco-Weltnaturerbe, das zum Biosphärenreservat
Schorfheide-Chorin gehört, sind bis zu 180 Jahre alt. Im Nationalpark Jasmud auf Rügen, im Müritz-Nationalpark, im Nationalpark Hainich und im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen stehen ebenfalls alte Buchenwälder, die zum Weltnaturerbe zählen.

Etwas Grusel verspricht eine herbstliche Wanderung durch den
Nationalpark Bayerischer Wald, in den Moorgebieten und früheren Hochweiden. Holzstege führen dort durch die sumpfigen Passagen.

Steht einem mehr der Sinn nach mediterranem Flair, ist vielleicht das
Weinanbaugebiet Saale-Unstrut das Herbstziel der Wahl. Als «Toskana des Nordens» preist es die Tourismusagentur Sachsen-Anhalts.

Ein Naturschauspiel der besonderen Art zeigt sich in Niedersachsens Wäldern – oder eher ein Hörspiel, glaubt man dem Tourismusmarketing des Landes. Gemeint ist die Brunftzeit der Rothirsche: Die männlichen Tiere begeben sich von Anfang September bis Mitte Oktober in den Wäldern auf die Suche nach paarungswilligen Hirschkühen.

– Winter:

Die Nächte sind nun länger, die Tage kürzer. Wer gerne in den Sternenhimmel guckt, muss den Winter also lieben. Nur sieht man gerade in Großstädten nicht so viele Sterne. Also ab nach Brandenburg. Der
Naturpark Westhavelland, rund 80 Kilometer von Berlin entfernt, wirbt mit seiner Dunkelheit. Seit 2014 trägt die Region offiziell den Titel «Sternenpark». Das Kontrastprogramm zur ruhigen Auszeit im Dunklen sind die Weihnachtsmärkte im ganzen Land.

In Bremen stehen die Buden direkt an der Weser – der «Schlachte-Zauber» verspricht eine Mischung aus maritimem Flair, Mittelalter und Weihnachten. Im rheinland-pfälzischen Traben-Trarbach geht es beim
Mosel-Wein-Nachts-Markt unter die Erde: Der Stadtkern wurde für die Weinlagerung großflächig unterkellert – in vier dieser Keller bieten Winzer, Künstler und Handwerker ihre Waren an.

Auch die Küsten haben in der kalten Jahreszeit ihren Reiz. An der Nordsee brennen im Februar an vielen Orten die
Biikefeuer. Sonst ist es Zeit für lange Spaziergänge an vergleichsweise leeren Stränden – und für Wellness. Hartgesottene können auch baden gehen. Wer dabei gerne in Gesellschaft ist, hat über den Winter verteilt eine Menge Gelegenheiten dazu, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern. So wird zum Beispiel in Prerow, Banzkow und Boltenhagen das neue Jahr am 1. Januar traditionell mit einem Eisbade-Event begrüßt.

Fotocredits: Dominik Ketz,Martin Schutt,Markus Tiemann,Stroetmann,Steffen Lehmann,Dominik Ketz,Hessen Tourismus,Steven Ritzer,Dietmar Denger,Eike Dubois,Gert Krautbauer,Jan Woitas,Steffen Lehmann,Mohssen Assanimoghaddam,Carsten Rehder,Katja Fouad Vollmer,Markus Scholz,Stephan Schulz,Oliver Franke
(dpa/tmn)

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